
Lernprinzipien der Verhaltenstherapie
Mein Verständnis für moderne Psychotherapie beruht grundsätzlich auf den Lernprinzipien der Verhaltenstherapie. So ist es oft möglich, nicht zielführendes Erleben und Verhalten, umzulernen, neu zulernen und manchmal auch zu verlernen. Dabei spielen Bewertungsprozesse und Einschätzungen von sich selbst, den Mitmenschen und den Umweltbedingungenen oft eine zentrale Rolle, auch bei der Entstehung von Emotionen, die dann bewältigt gehören. Ungünstige Bewertungen müssen so oft überprüft, angepasst oder auch grundlegend korrigiert werden.
Erlebens- und Verhaltensmuster
Angemessene und prägende Erfahrungen, die zum befriedigen und grundlegenden Erleben von Beziehungsmotiven mit den ersten und weiteren Bezugspersonen führten, können positive zielführende Schemata (neuronale Muster) bilden. Unangemessene Erlebnisse können aber auch negative Schemata ausbilden, die dann zur Verhinderung befriedigender Lebensinhalte führen. Diese dysfunktionalen Beziehungsmuster sind nicht zu löschen, sondern nur zu hemmen durch den Aufbau von funktionaleren Beziehungs- und Kommunikationsmuster. Einsichten in die Entstehungsgeschichte und in die aufrechterhaltenden Bedingungen helfen hier nur wenig.
Die betroffenen Menschen müssen diese aktiv entwickeln und in ihr Leben integrieren. Dabei stehe ich als Fachmann für die Methoden und als zeitweiligen Verbündeter an der Seite dieser Menschen, die dabei aktiv die Rolle als Fachmänner und -frauen für ihr Leben einnehmen. Die Menschen selber sind Fachleute für ihr Leben, ihre Lebensgeschichte und ihre Lebensziele. Hier ist es dann notwendig aktiv neues Erleben und Verhalten zu entwickeln, aufzubauen, einzuüben und in das heutige Leben dauerhaft zu integrieren. „Man kann das Pferd zur Tränke führen, aber saufen muss es selbst.“ Damit kann der Prozess gut beschreiben werden.
Veränderung und Widerstand
Bisherige Schemata oder Lebensstile sind nicht einfach zu verändern. Es bedarf neben der Einsicht, das etwas verändert gehört, sehr viel Mut dazu seinen bisherigen Lebensstil aufzugeben und einen neuen anfangen zu entwickeln und umzusetzen. Oft möchte die „Umwelt“ vielleicht gar nicht, dass sich Menschen verändern. Dann muss auch noch mit Widerstand gerechnet und dieser bedacht werden. Dann steht vor der Verbesserung der Symptome ein Prozess der Akzeptanz des bisherigen Lebens und der daraus bedingten Folgen. Möglichkeiten und Chancen können unwiderruflich verloren gegangen und dennoch bedarf es des Mutes etwas neues zu wagen. „Dafür ist es nie zu spät, aber immer höchste Zeit“.
Methoden
Methoden die bei den Veränderungsprozessen eingesetzt werden können sind unter anderen die Romantherapie (Lesen fiktiver oder biografischer Geschichten zum Finden von Trost und Hoffnung), Entspannungsverfahren (Symptome lassen einen oft nicht zur Ruhe kommen), Aktivierung und Sport (sozialer Rückzug führt oft zu einer geringen körperlichen und mentalen Belastbarkeit, die wieder aufgebaut werden „muss“). Konfrontationstechniken von Inhalten in der Vorstellung, von Emotionen, von Körpererleben und in der Umwelt, Mentalisierungsprozesse, alle Formen von Wissenserwerb und auch hypnotherapeutische Techniken könne hilfreich eingesetzt werden.
Dabei werden keine Veränderungen mit Erkenntnisprozessen erreicht. Sehr oft besitzen die Menschen die passenden Erkenntnisse bereits oder ahnen diese. Die tatsächliche Arbeit liegt in der Umsetzung dieser Erkenntnisse ins eigene Leben, dem immer wieder benannten Transfer. Diese Arbeit ist mühselig, schwierig, ist ungewohnt, macht Angst die mit Mut und Hoffnung überwunden gehört.